Vikos Canyon
Erstbefahrung des Vikos und der Vikos-Schlucht in ihrer gesamten Länge
mit dem Kajak im Mai 1980
First descent of the Vikos river and the Vikos canyon in its
complete length by kayak in May 1980
Unser Einsatzort für die Vikos-Schlucht: Kokkorou Brücke
Our put-in for the Vikos Canyon: Kokkorou Bridge
Nach wenigen Paddelschlägen folgt schon die Missios Brücke über
den Vikos
A few paddle strokes further down follows the Missios bridge over the Vikos
river
Umtragestelle. Im Siphon steckt jede Menge Treibholz und links zieht es in einen
Wasserfall
Portage. There is a lot of driftwood in the siphon and a waterfall is hidden
on the left side
Nach dem Wasserfall wurde die Situation etwas unübersichtlich
After the waterfall the situation became a bit obscure
Reichlich Blöcke, einige Unterspülungen, Siphone und glatte Canyonwände
im Kernstück des Vikos
Plenty of boulders, some undercuts, siphons and sleek canyon walls in the
core section of the Vikos river
Ende unserer Fahrt an der Klidonia Brücke
End of our trip at the Klidonia bridge
Endlich Gelegenheit: Jörg Salomon beim Beseitigen der Spuren einiger früherer
Fahrten
Finally the opportunity: Jörg Salomon removing the traces of some previous
trips
Im Pindos-Gebirge hatte es gleich nach unserer Vikos-Fahrt wieder begonnen zu
regnen, an der Ägäis schien die Sonne. Also erst einmal ab ans Meer...
It had begun to rain again in the Pindus mountains just after our Vikos
trip, while the sun was shining on the Aegean Sea. So we went to the sea next...
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Am 16. Mai 1980 waren wir mit der Fähre in Igoumenitsa angekommen, hatten
dann einen Tag zum Kundschaften an den Flüssen um den Katarapass verbracht
und am 18. Mai 1980 standen wir auf der Kokkorou-Brücke im Pindos-Gebirge.
Unter uns strömte glasklares Wasser, das musste der Oberlauf des Voidomatis
sein. Allerdings wird er hier oben Vikos genannt und zeigt meist nur sein trockenes
Flussbett. Weiter abwärts, in der Vikos-Schlucht, liegt eine ganzjährig
aktive Karstquelle. Diese Quelle gilt als Voidomatis-Ursprung.
Der genaue Flussname war uns erst einmal egal; wir waren schon tagelang mit
Auto und Fähre unterwegs. Wir wollten endlich paddeln und der Bach sah
verlockend aus.
Mit uns hatten wir eine Beschreibung aus dem "Österreich Kanu-Sport",
dort war als Einsatzort diese Karstquelle in der Schlucht genannt. Um dorthin
zu gelangen hätten wir damals wieder zurück auf die Hauptstraße
gemusst, also voraussichtlich noch einmal 1-2 Stunden Fahrt plus eine weitere
halbe Stunde Abstieg zur Quelle. So viel Zeit wollten wir uns nicht nehmen,
es war schon Mittag. Wir beschlossen an der Kokkorou-Brücke einzusteigen,
die oberen 12 Kilometer der Schlucht mit dem Boot zu paddeln um anschließend
den Voidomatis zu befahren. Auf dem Voidomatis sollten es bis zum Aussatzort
an der Kleidonia-Brücke dann noch etwa 12 Kilometer sein, durchgehend befahrbar
und mit abnehmenden Schwierigkeiten.
In dieser Flussbeschreibung wurde vor der oberen Etappe, dem besagten Vikos,
allerdings gewarnt: Gemäß Auskunft Ortskundiger sollte der Fluss
bald unterirdisch verschwinden. Das deckte sich mit Hinweisen aus einem Wanderführer
durch die Vikos-Schlucht. Demnach sei "das Begehen des Wasserlaufs (im
Sommer trocken) beschwerlich, endlose Felsstufen müssen erklettert bzw.
hinabgeklettert werden."
Aber jetzt war nicht Sommer und außerdem hatte hier viel geregnet, damit
bestand nach unserer Einschätzung eine gute Chance auf eine interessante
Wildwasserfahrt auf einem unbekannten Fluss. Genau so kam es dann auch: nach
wenigen Paddelschlägen befanden wir uns in einer grandiosen Schlucht wie
wir sie bis dahin nur vom Verdon in Frankreich kannten. Der Fluss lieferte dazu
sportliches Wildwasser. Nicht alles war fahrbar, einmal stürzte sich der
Vikos in einen total verholzten Siphon und kam kurz darauf mit einem fetten
Wasserfall wieder ans Tageslicht.
Wir waren zu zweit unterwegs und ein eingespieltes Team, deshalb kamen wir trotz
der Umtragestellen schnell voran. Nach einiger Zeit verdoppelte sich die Wassermenge
unterm Boot, offensichtlich hatten wir die Voidomatis-Quelle passiert. Somit
hatten wir den Vikos befahren und den Voidomatis erreicht. Dank der kräftigen
Quellschüttung spülte es uns flott durch den Rest der Schlucht. An
der Kleidonia-Bogenbrücke wartete auch schon mein Vater mit dem Auto. Besser
hätte es nicht klappen können: circa 25 Kilometer abenteuerliche Wildwasserfahrt
durch einen der großen Canyons Europas lagen hinter uns.
Von einer früheren Befahrung des Vikos, dem Fluss oberhalb der Voidomatis-Quelle,
ist uns nichts bekannt. Unsere Tour dürfte die erste Befahrung des Vikos
und des Vikos-Canyons in seiner vollen Länge gewesen sein.
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On 16 May 1980 we arrived in Igoumenitsa by ferry, spent a day exploring
the rivers around the Katara Pass and on 18 May 1980 we stood on the Kokkorou
Bridge in the Pindos Mountains. Crystal clear water was flowing below us, this
must be the upper part of the Voidomatis. However, up here it is called Vikos
and usually shows only its dry riverbed. Further down, in the Vikos gorge, there
is a karst spring which is active all year round and is considered to be the
origin of the Voidomatis.
The exact name of the river did not matter to us at this point; we had already
been on the way far too long. We just wanted to paddle and the river looked
attractive.
We had a description from the "Österreich Kanu-Sport" with us,
where the karst spring in the middle of the gorge was specified as the put-in.
To get there, we would have had to return to the main road, so probably another
1-2 hours drive plus half an hour descent to the spring. We did not want to
spend so much time, it was already noon. So we decided to put-in at the Kokkorou
bridge, paddle the first 12 kilometres of the canyon and then continue paddling
the Voidomatis. The Voidomatis should be another 12 kilometres to the take-out
at the Kleidonia Bridge, all runnable and with decreasing difficulties.
In this river guide, however, a warning was given about the upper section, the
above-mentioned Vikos: according to local people, the river should soon disappear
underground. This was confirmed by information from a hiking guide through the
Vikos gorge. According to this, "walking along the watercourse (dry in
summer) is difficult, endless rock steps have to be climbed or descended."
But now it wasn't summer and there had been a lot of rain, so we thought there
was a good chance for an amazing ride on an unknown river. And that's exactly
how it happened: after a few paddle strokes we found ourselves in a spectacular
gorge, which we had only known from the Verdon in France until then. The river
provided exciting white water. Not all was runnable, once the Vikos plunged
into a huge siphon and came back to daylight next to a waterfall.
There were two of us, and we were a well-coordinated team, so we made fast progress
despite the portages. After a while the volume of water under our boats doubled,
obviously we had passed the Voidomatis spring. We had paddled the Vikos river
and reached the Voidomatis. Thanks to the additional water we were flushed through
the rest of the gorge quickly. At the Kleidonia bridge my father was already
waiting with the car. It couldn't have worked better: approximately 25 kilometres
of adventure-packed white water kayaking through one of Europe's largest canyons
lay behind us.
We are not aware of any previous paddling on the Vikos, the river above
the Voidomatis spring. Our tour was probably the first descent of the Vikos
and the Vikos Canyon in its complete length.
Kayakers: Jörg Salomon, Horst Fürsattel
Inspiration, support & shuttle: Kurt Fürsattel
Unsere Quellen:
Österreichs Kanu-Sport 5/6 1978, Klaus Juranek
Bergwelt Griechenland, Fink-Kümmerly+Frey, 1979, Orestis M. Colettis, Seite
62
Straßenkarte Epirus, Blatt Ionnina, 1969